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In Deutschland ist seit einiger Zeit unter den akademischen
Lehrern der Nationalökonomie eine heftige Fehde über Fragen der Methode entbrannt.
Induktiv oder deduktiv, exakt-historisch oder abstrakt-dogmatisch – das sind die
Schlagworte, die der Kampf herüber und hinüber schleudert. Die herrschende Schule
ist jedenfalls die sogenannte »historische«. Jene Schule des deskriptiven
Verfahrens, die mit Roschers »Grundriß zu Vorlesungen über die Staatswirtschaft
nach geschichtlicher Methode« (Göttingen 1843) begann und ihre ausgiebigste
Förderung durch Hildebrands »Nationalökonomie der Gegenwart und Zukunft« (1848)
und Knies‹ »Politische Ökonomie vom Standpunkte der geschichtlichen Methode«
(1853) erfuhr. Sie sitzt heute in der Wissenschaft obenan, spielt die erste Geige
in der akademischen Fachlitteratur, hält alle Katheder besetzt, weist jeden
Andersgläubigen unduldsam zurück und zieht in Muße die letzten Konsequenzen ihres
konstituierenden Prinzips. Über die Roscher und Knies ist sie längst weit
hinausgeschritten. Ja, das heißspornige, jüngere Geschlecht, das sich heute
vornehmlich um Gustav Schmoller schaart, ist undankbar genug, diese seine
eigentlichen Väter geradezu zu verleugnen, auch sie mit verachtender Geberde
kurzab zu den »Dogmatischen Köpfen« zu werfen. |