Von deutscher Litteratur

Hermann Bahr: Von deutscher Litteratur. In: Zur Kritik der Moderne. Zürich: Verlags-Magazin (J. Schabelitz) 1890, S. 121–124.

Verfasser:in Bahr, Hermann
Titel Von deutscher Litteratur
Gesamttitel Zur Kritik der Moderne
Erschienen
  • Zürich
  • Verlags-Magazin (J. Schabelitz)
  • 1890
  • Seite 121–124
Textanfang Mir träumt ein seltsamer Traum, spaßig und schmerzlich, manchmal. Es ist auf einem Schlachtfelde, weit, in sanften Buckeln herabhängend, dampfend. Da liege ich, in eine Fußangel des Glacis verstrauchelt, hart am Walle, über die zerfetzte Fahne hingeworfen, die von meinem Blute raucht, mit zerschossener Brust. Und ringsum liegen meine Freunde, näher, ferner, mit überspanntem Muskel, das vom Krampf verzerrte Gesicht geschwärzt, aushauchend und verröchelnd wie ich, viele Franzosen, Nordländer und auch einige einsame Deutsche. Es sind nur Leichen und alles ist fahl vom Tode. Aber in dem unermeßlichen Leide jubelt nur Lust überall und die verlöschenden Lippen lächeln und in der Luft ist Hochzeit. Das Sterben hat den Sieg im Munde.
Zusammenfassung Bahr bedauert die geringe Quantität deutscher Autoren, die sich der Moderne zurechnen lassen und schließt mit einer positiven Rezension des Romans »Was die Isar rauscht« von Conrad, den er als einen der wenigen deutschen Modernen lobt.
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