Tagebuch. 10. August

Hermann Bahr: Tagebuch. 10. August. In: Neues Wiener Journal, Jg. 28, Nr. 9632, 29.8.1920, S. 6.

Verfasser:in Bahr, Hermann
Titel Tagebuch. 10. August
Periodikum Neues Wiener Journal
Erschienen
  • 29.8.1920
  • Jahrgang 28
  • Nummer 9632
  • Seite 6
Rezensiert
  • Adalbert Stifter: Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842
Volltext Im fünften Heft des »Inselschiffs«, das, den Barken von Malamocco mit den blutiggelben Segeln gleich, bald still vor dem Winde liegt, bald dreist ins Weite stößt, ein verschollener Aufsatz Adalbert Stifters über die »Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842«. Nach dem auch fast völlig vergessenen, in den meisten Ausgaben fehlenden »frommen Spruch«, seiner schönsten Dichtung, der einzigen deutschen Erzählung, die fast noch über die Höhe der »Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten« emporschwebt, ist dieser Aufsatz vielleicht das stifterischeste, was er je geschrieben hat. Alle Grenzen der Künste verschwinden da: mit den einfachsten, den nächsten Worten wird die Musik der Sphären gemalt! Und ich glaube, wenn nach unserer Sintflut doch einst die Taube mit dem Ölblatt kommt und die Menschheit allmählich wieder versucht, menschlich zu werden, aufhorchend nach den Stimmen der Ewigkeit, dann wird auf sie diese Stille Stifters so unbegreiflich groß und übermenschlich rein wirken, wie von allem was je gedichtet worden, nur Homer noch. |
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Alternative Drucke Hermann Bahr: 10. August [1920] [1920]. In: Kritik der Gegenwart. Augsburg: Haas & Grabherr 1922, S. 201–202.
Schlagwörter Artikel in einem Periodikum, Tagebuch