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Im fünften Heft des »Inselschiffs«, das, den Barken von
Malamocco mit den blutiggelben Segeln gleich, bald still vor dem Winde liegt, bald
dreist ins Weite stößt, ein verschollener Aufsatz Adalbert Stifters über die
»Sonnenfinsternis am 8. Juli 1842«. Nach dem auch fast völlig vergessenen, in den
meisten Ausgaben fehlenden »frommen Spruch«, seiner schönsten Dichtung, der
einzigen deutschen Erzählung, die fast noch über die Höhe der »Unterhaltungen
deutscher Ausgewanderten« emporschwebt, ist dieser Aufsatz vielleicht das
stifterischeste, was er je geschrieben hat. Alle Grenzen der Künste verschwinden
da: mit den einfachsten, den nächsten Worten wird die Musik der Sphären gemalt!
Und ich glaube, wenn nach unserer Sintflut doch einst die Taube mit dem Ölblatt
kommt und die Menschheit allmählich wieder versucht, menschlich zu werden,
aufhorchend nach den Stimmen der Ewigkeit, dann wird auf sie diese Stille Stifters
so unbegreiflich groß und übermenschlich rein wirken, wie von allem was je
gedichtet worden, nur Homer noch. | |