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»Exsurge, quare obdormis, Domine!« ruft heute die Kirche. »Steh
auf, Herr, warum schläfst du?« Und dazu heißt’s in der kindlich tiefsinnigen
Legenda aurea (ich zitiere nach der meisterhaften Übersetzung von Richard Benz bei
Diederichs): »Nun singen wir drei Exsurge für dreierhand Menschen, die in der
Christenheit sind. Etliche sind, die Kummer und Unseligkeit leiden, aber sie
werden nicht ungeduldig; etliche sind, die leiden Unglück und verzagen; etliche
sind, die leiden nicht und verzagen auch nicht, aber da sie keine Widerwärtigkeit
haben, ist zu fürchten, daß sie von dem Glücke zerstoßen werden. Darum so ruft die
Kirche in dem ersten Exsurge, daß unser Herr aufstehe und nicht schlafe, für die
ersten: daß er sie wolle stärken, denn es scheint, daß der Herr schlafe, so er
ihnen nicht hilft; in dem zweiten bittet sie für die andern: daß er aufstehe und
sie zu sich kehre, denn es scheint, als habe er sein Angesicht von ihnen gewendet;
in dem dritten so ruft sie, daß er aufstehe um der dritten willen: daß er ihnen
helfe und sie erlöse in ihrem Glück«. Welch ein tiefes Wissen um den Menschen
spricht aus dieser Furcht für jene, die keine Widerwärtigkeit haben, daß sie von
dem Glücke zerstoßen werden mochten! | |