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Ein so seltsamer Fall konnte sich auch nur in unserem Lande
ereignen. Man denke bloss: Ein Dichter erscheint, er hat Glück, er wirkt
sogleich, auf sein Volk zuerst, bald auch ins Weite; er ist mit dreissig Jahren
berühmt, man sicht auf ihn, man hört ihm zu; seine Erscheinung, von einem ganz
eigenen Zauber, dem sich niemand entziehen kann, hilft den Werken noch nach, er
zieht überall herum, er betört alle Menschen; und die Götter geben ihm, ein
langes Leben in ewiger Blüte zu geniessen; so wird er allmählich fast zu einer
mythischen Gestalt, wirklich wie einem Barden gleich, der, uralt und immer jung,
in seiner stillen Weisheit den Zufällen des gemeinen Lebens entrückt scheint,
und als er in hohen Jahren stirbt, fühlt sein Volk, dass der Grösste
weggegangen, ist; und sein Name bleibt in den Ohren der Menschen, aber sie achten
sein Werk nicht mehr, sie kennen es kaum noch, und, es gibt heute nicht zwölf
unter uns, die wissen, was er gewesen ist: der einzige grosse epische Dichter der
Deutschen nach Goethe. |