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Endlich wieder einmal ein Maler, der mich umschmeißt! Dieses
Gefühl, besoffen zu sein von einer Kunst, gab mir seit Kokoschka keiner mehr.
Ernst Wagner ist es, mit acht Bildern, die jetzt der Wassermann ausstelllt, die
neue Vereinigung bildender Künstler Salzburgs. Im ersten Augenblick schreckt man
zurück und schreit auf, ohne gleich recht zu wissen, ob vor Wut oder aus
namenloser Seligkeit: so stark schlagen sie zu. Visionen scheinen sie, doch von so
sanft gewaltiger Realität, daß man, wenn’s Träume sind, mitzuträumen hingerissen
wird: es muß die Wahrheit sein, von der sie träumen! Und eben dies, daß man hier
endlich wieder einmal gar nicht erst gefragt wird, ob man will oder nicht, sondern
muß, mit muß, seinen Blick abgeben und ihren Blick annehmen muß, dies ist es,
wodurch sie sich sogleich als echte Kunst ausweisen, die stets an uns zunächst ja
sozusagen eine Augenoperation vornimmt. Und wenn man erst zu träumen meint, bald
wird man die grandiose Wirklichkeit dieser Bilder gewahr, die ja vielmehr durchaus
naturalistisch sind, nur von einem ungewohnten Naturalismus, einem nämlich, der
aufs Wesen geht, auf die Natur der Natur gewissermaßen, auf eine von allem Zufall
entblößte, ganz auf sich selbst allein, auf ihren eigenen Willen gebrachte Natur.
Es ist Natur, aber nicht bloß gesehen, von außen angesehen, sondern durchschaut,
in ihrem Innern erschaut. Wir stehen vor Wirklichkeiten, aber in magische
Beleuchtung: es ist das Licht einer großen inneren Anschauung, einer um die
Geheimnisse wissenden Anschauung, das auf sie fällt; Wirklichkeiten vor dem
richtenden Auge des Propheten ... Aber der immer undankbare Mensch will dann aus
solchen Erschütterungen ja wieder zurück und, um sich wiederherzustellen, wird er
auf einmal kritisch. Wer sucht, der findet. So fand ich, daß die Hand dieses hohen
Künstlers freilich nicht immer der ungeheuren Intensität seines inneren Blicks
ganz nachzukommen vermag. Immer fühlt man hier auf jeden Reiz des äußeren Auges
das Auge der Seele sogleich Antwort und Bescheid erteilen, das ist der
unbeschreibliche Zauber dieser Bilder, aber nicht immer hat dann auch die Hand,
die nun das Urteil ausfertigt, dieselbe ruhige Kraft, sie zittert zuweilen leis im
Sturm. Wo sie standhält und ihn bändigt, wo der Maler den Seher erreicht, wo der
Geist ganz zur Gestalt wird, ist es, wie bei dem »Bibelleser« und dem einen
»Stilleben« von einer sinnlichen Schönheit der geistigen Macht, dergleichen mir
seit Kokoschka (in dem vor allem schon der primäre Maler ja weitaus stärker ist)
aus dem ganzen letzten Jahrzehnt deutscher Malerei kaum erinnerlich ist ... Wieder
ein paar wunderschöne Faistauers; der hat jetzt, besonders in Blumenstücken,
wirklich geradezu schon etwas Altmelsterllches. Und unerschöpflich wieder Hartas
reiche Zauberhand, die nur dann aber immer auf einmal versagt, wenn sie beten
will: das geht eben doch manuell nicht. | |