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Zwei köstliche Gaben des Inselverlags: Goethes Liebesgedichte,
der unendliche Regenbogen seines Herzens, von Annetten zu Ulriken, und Goethes
Novelle. Jene von Hans Gerhard Graf chronologisch gereiht, dem Treuesten der
Treuen, in dem gerade die Tugenden des bürgerlichen, des häuslichen Goethe, die
vom Vater ererbten, die Tugenden der Stille, der hellen Ordnung, des inneren
Wohlklangs, die Tugenden der Stifterseite Goethes bis ins Sublime gediehen sind.
Diese mit Zeichnungen von Bernhard Hasler, die ganz nach der alten Art den Gang
der Erzählung munter begleiten, fast einem heiter voraus wedelnden oder auch auf
einmal kräftig bellenden Hündchen gleich: da kehrt die gute, diskrete, selbstlose
»Illustration« der Vergangenheit wieder, das Auge des Lesers niemals ablenkend,
sondern nur durch Verweilen beruhigend, daß er Satz um Satz, ja Laut um Laut
dieses tönenden Teppichs hegen und wägen lerne, der, Iphigeniens Sinn vollendend,
die Wunderkraft der Liebe zeigt an einer Welt, die »böses Wollen zu verhindern, zu
befördern schöne Tat« nicht erst Gewalt mehr braucht, sondern alles Geschehen
gelinder beherrscht durch »frommen Sinn und Melodie«. | |