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Auch wir Österreicher warten mit Ehren für einen Dichter, bis er
stirbt, aber in Deutschland muß er gar erst jahrelang begraben liegen, bis er des
Nachruhms gewürdigt wird. Als wir Hofmannsthal verloren, erinnerten wir uns
sogleich der Bedeutung dieses Verlustes, Deutschland aber scheint heute schon
vergessen zu haben, wen es an Arno Holz besaß. Er war es, der in den Anfängen der
achtziger Jahre den Auftakt zur neuen Besinnung gab. Mit ihm fährt ein neuer Geist
in die deutsche Dichtung, er weht aus Nordost. Arno Holz war es, der zuerst die
Bedeutung Gerhart Hauptmanns erkannte, der den schüchternen Schlesier ermutigte,
der ihm den Weg in die Zukunft hieß. Und Arno Holz war es auch wieder, der unseren
zunächst eher zaghaften Freund S. Fischer zur «Freien Bühne” ermutigte, aus der
allmählich die «Neue Rundschau” wuchs. Arno Holz war immer voran, Kraft
ausstrahlen, sich verschwendend, zum Beginner geboren, gleichgültig, was von
seinem Samen aufging, er streute indessen schon wieder neue Saat aus. Die
Nachwelt, stets gerechter als die Mitwelt, wird erkennen, daß, wie das Zeitalter
Goethes sich ohne Herder, das unsere sich ohne Arno Holz nicht denken läßt.
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