Tagebuch. 30. November

Hermann Bahr: Tagebuch. 30. November. In: Neues Wiener Journal, Jg. 37, Nr. 12963, 22.12.1929, S. 12.

Verfasser:in Bahr, Hermann
Titel Tagebuch. 30. November
Periodikum Neues Wiener Journal
Erschienen
  • 22.12.1929
  • Jahrgang 37
  • Nummer 12963
  • Seite 12
Volltext Wien ehrt seine Meister, freilich erst nach ihrem Tode, erst, wenn es fortan von ihnen sicher ist; sie sind dann kein lebendiger Vorwurf mehr. So steht erst jetzt Hofmannsthals Kunst in seiner Stadt leuchtend auf, während hinwieder Arno Holz schon halb vergessen scheint, das Tempo Berlins hält sich bei Toten nicht auf, es drängt über sie hinweg. Daß Arno Holz es war, der einer neuen Jugend das Zeichen zur Auferstehung ihrer Geistesart gab, durch den die freien Bühnen und Otto Brahm und Schlenther und den dann auch noch Reinhardt erst möglich wurden, daß sein Geist den Impressionismus bis an sein Ende geleitete, ja selbst noch in den Anfängen des Expressionismus spukt, daran erinnert sich Berlin nicht mehr. Mit ist nicht bange, die Zukunft wird ihm gerecht werden; unsere Dichtung kann den erfrischenden Hauch ostdeutscher Eigenmacht nicht entbehren. |
Zusammenfassung Auch wenn Berlin jetzt schon Holz vergisst, die Zukunft wird ihm seinen Platz zukommen lassen.
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Schlagwörter Artikel in einem Periodikum, Tagebuch